Ärzteschaft
Montag, 4. Mai 2020
Berlin – Die Lage der niedergelassenen Ärzte hat sich der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin (KV) zufolge entspannt. Nur noch eine Praxis sei geschlossen, sagte der stellvertretende Vorstandschef der KV Berlin, Burkhard Ruppert, heute bei einer Anhörung im Gesundheitsausschuss im Abgeordnetenhaus.
Die KV sei inzwischen zum Versorger für Schutzmaterialien geworden: Ausrüstung im Wert von circa 20 Millionen Euro sei beschafft worden, damit hoffe man bis in den Herbst zu kommen. Tausende Praxen wurden laut Ruppert beliefert. Ende März beispielsweise waren laut früheren Angaben der KV mehr als 100 Praxen geschlossen gewesen – meist wegen Quarantänemaßnahmen, aber auch wegen fehlender Schutzausrüstung.
Bei der Versorgung mit spezieller Ausrüstung für den medizinischen Bereich bestehen nach Darstellung der Berliner Ärztekammer weiterhin Probleme. Das gelte etwa für Masken der Schutzstufen FFP2 und FFP3, sagte der Mediziner Thomas Werner aus dem Vorstand der Berliner Ärztekammer im Gesundheitsausschuss.
Werner, selbst Chirurg in Friedrichshain, mahnte an, von anlassbezogenen Tests wegzukommen. Vielmehr müsse man sich zu einem konsequenten Screening hin entwickeln. Generell sei die Zahl an COVID-19-Fällen in Berlin bisher beherrschbar gewesen, bilanzierte der Mediziner.
Das sei aber eine Momentaufnahme. Niemand könne sagen, wie lange die Situation so bleibe. In Berlin werden derzeit nach Daten der Senatsverwaltung für Gesundheit mehr als 500 Infizierte im Krankenhaus behandelt, davon 152 auf Intensivstationen.
Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) sagte im Gesundheitsausschuss, man sei dabei, die Strategie zu ändern. Alle Menschen mit entsprechenden Symptomen sollten getestet werden; ebenso alle Kontaktpersonen von bestätigten Fällen, auch wenn sie keine Krankheitsanzeichen aufwiesen. „Unser Motto ist testen, testen, testen“, betonte Kalayci. Die Kapazitäten dafür gebe es. Die Senatorin sprach von einer „sehr deutlichen Erweiterung“.
Screenings auf SARS-CoV-2 gebe es an zwei Krankenhäusern. Die Charité habe alle Mitarbeiter durchgetestet. Auch Antikörpertests seien an der Universitätsklinik vorgenommen worden – davon verspreche man sich repräsentative Erkenntnisse. Der landeseigene Klinikkonzern Vivantes teste eher die Risikobereiche wie Notaufnahme, Onkologie und Geriatrie, schilderte Kalayci.
Auch Mitarbeiter und Bewohner zweier Vivantes-Pflegeheime wurden ihr zufolge vorsorglich getestet – alle Ergebnisse seien negativ gewesen. Unabhängig von Vivantes gingen Tests in Pflegeheimen und Pflegediensten weiter: Ziel sei es, sich pro Bezirk zwei Einrichtungen vorzunehmen, kündigte Kalayci an. Außerdem soll es Screenings an Schulen und in Kitas geben. Details dazu nannte die SPD-Politikerin nicht. © dpa/aerzteblatt.de