Ärzteschaft

Dienstag, 26. Mai 2020

Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) hat die Arbeitsbedingungen in der Intensivpflege kritisiert. „Die Situation ist teils grenzwertig und wir brauchen langfristige Verbesserungen der Rahmenbedingungen“, sag­te Carsten Hermes, Sprecher der Sektion Pflege der DGIIN.

Diese nennt in einer aktuellen Stellungnahme als zentrale Herausforderungen die man­geln­de Schutzausrüstung, den Einsatz von Personal in fremden Arbeitsbereichen ohne ausreichende Einarbeitungszeit und die unzureichende personelle Ausstattung an Klini­ken.

„Diese Problematiken bestehen auch nach zwei Monaten der Krise weiterhin. Das ist nicht akzeptabel“, sagte Hermes, der selbst Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensiv­pfle­ge sowie Betriebswirt im Sozial- und Gesundheitswesen ist.

„Wir begrüßen die Idee der Vorhaltung von Intensivbetten. Allerdings müssen Pflegefach­personen und notwendiges Aushilfspersonal ebenfalls in Bereitschaft vorhanden sein, denn nur so ist eine adäquate und qualitativ hochwertige Versorgung der Betroffenen im Ernstfall gewährleistet“, so der Sektionssprecher weiter.

Wichtig sei, für die nächste Krise vorzusorgen und Pflegepersonal, das nicht speziell für die Intensivpflege ausgebildet sei, für Szenarien wie Pandemien zu schulen, so Hermes.

Dafür seien praktische Workshops, Praxis- oder Gruppenanleitungen sowie Einarbei­tun­gen auf Station im Normalbetrieb außerhalb von Krisenzeiten notwendig. So könne die­ses Personal im Normalbetrieb jeweils ihren definierten Tätigkeiten nachgehen und den­noch bei Notfällen ad hoc rekrutiert werden.

Die Sektion fordert zudem, dass Kliniken Strategien entwickeln, den Patienten in künfti­gen Pandemien einen besseren Kontakt zu den Angehörigen zu gewähren. „Es sollte drin­gend flächendeckend Technik für kostenlose Videotelefonie und dazugehö­rende WLAN-Kapazitäten verfügbar sein“, so die Expertengruppe der Sektion.

Angehörigen-Hotlines könnten ebenfalls einen positiven Beitrag leisten. Die seelsorgeri­sche Betreuung der Patienten sowie der Mitarbeitenden müsse auch in Zeiten einer Pan­demie gewährleistet sein.

Mit Blick auf die Rückkehr in einen Regelbetrieb nach der Coronapandemie betonen die Experten der DGIIN, dass Pflegefachpersonen in allen Bereichen der Entscheidungs­fin­dung aktiv und sichtbar eingebunden werden müssen.

„Um auch zukünftig ein hohes Qualitätsniveau der intensivmedizinischen Behandlung gewährleisten zu können, ist es unerlässlich, dass sich die Rahmenbedingungen für die Pflegenden verbessern“, so das Fazit von Stefan John, Präsident der DGIIN und Leiter der internistischen Intensivmedizin am Klinikum Nürnberg Süd. © hil/aerzteblatt.de