Politik

Dienstag, 7. Juli 2020

Berlin – Zu geringes Gehalt und mangelnde Aufstiegschancen halten viele junge Men­schen davon ab, einen sozialen Beruf zu ergreifen. Das ist das Ergebnis einer heute ver­öffentlichten Untersuchung, die das Sinus-Institut im Auftrag des Bundesfamilien­minis­teriums durchführte.

Dabei sei ein solcher Beruf für Jugendliche grundsätzlich attraktiv und rund ein Viertel könne sich vorstellen, in der Kindertagsbetreuung (24 Prozent) oder in der Pflege (21 Pro­zent) zu arbeiten. Beide Berufe werden von den Befragten als anspruchsvoll und ab­wechs­lungsreich betrachtet.

Nach Angaben des Sinus-Instituts wurden für die Untersuchung „Kindertagesbetreuung und Pflege – attraktive Berufe?“ jeweils rund 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene im Al­ter von 14 bis 20 Jahren online befragt. Zudem wurden rund 50 Teilnehmer als Be­rufseinsteiger oder -aussteiger ausführlicher interviewt. Befragungs­zeitraum waren März und April.

Bundesjugendministerin Franziska Giffey (SPD) erklärte dazu, Nachwuchskräfte bei der Pflege und für die frühe Bildung seien dringend notwendig. Gerade die vergangenen Mo­nate hätten gezeigt, dass Pflegefachkräfte und Erzieher doppelt systemrelevant seien.

Sie leisteten nicht nur hochqualifizierte Arbeit, sondern sicherten zusätzlich die Verein­bar­keit von Familie und Beruf für Millionen Mütter, Väter und Angehörige. Vielfach habe sich die Ausbildungssituation für diese Berufe bereits verbessert. So bräuchten etwa Aus­zubildende im Pflegebereich kein Schulgeld mehr zu zahlen. Sie bekämen sogar eine Ausbildungsvergütung.

Bei den Erziehern gebe es allerdings in einigen Bundesländern noch das Schulgeld. Ins­ge­samt seien die Gehälter in den Berufen in den vergangenen Jahren um bis zu 20 Pro­zent gestiegen.

Wichtige Hebel, um die Jugendlichen für einen Berufseinstieg zu gewinnen, seien mehr Gehalt, bessere Arbeitsbedingungen und Aufstiegsmöglichkeiten. Sie wolle mit Ländern und Tarifpartnern weiter vorankommen, so Giffey.

Weitere Ergebnisse der Befragung: Von den interessierten Jugendlichen ist demnach je­weils eine Kernzielgruppe (6 Prozent Kita, und 4 Prozent Pflege) sehr interessiert und kann als bereits erreicht charakterisiert werden. Die weiteren 18 Prozent (Kita) und 17 Prozent (Pflege) seien als Potenzialzielgruppe grundsätzlich interessiert, müssten aber noch stärker aktiviert werden.

Weitere 26 Prozent (Kita) und 20 Prozent (Pflege) sind demnach aktuell nicht an einer Tätigkeit in einem dieser Berufe interessiert, aber am Berufsfeld insgesamt. © kna/aerzteblatt.de