Politik

Montag, 12. August 2019

/dpa

Berlin – Bun­des­ge­sund­heits­mi­nis­ter Jens Spahn (CDU) verstärkt die Bemühungen, mehr Pflegefachkräfte aus dem Ausland für Deutschland zu gewinnen. Nach einer Reise ins Kosovo will seine Parlamentarische Staatssekretärin Sabine Weiss (CDU) bis morgen Ge­spräche auf den Philippinen führen.

Diese Kooperation solle beiden Seiten helfen, sagte sie. „Uns, weil wir dadurch Antworten auf den Fachkräftemangel in der Pflege finden. Aber auch den Philippinen, weil sie da­durch ihrer jungen Generation mehr attraktive Arbeits- und Fortbildungsmöglichkeiten anbieten können.“

Heute wollte Weiss im Goethe-Institut in der Hauptstadt Manila deutschen Sprachunter­richt für philippinische Pflegekräfte besuchen. Morgen sind Gespräche mit dem Arbeits­mi­­nister und Vertretern einer internationalen Arbeitsvermittlungsagentur geplant.

Die Philippinen sind laut Ministerium ein wichtiges Herkunftsland für gut ausgebildete Pflegefachkräfte. Im ersten Halbjahr 2019 seien dort mehr als 25.000 Ausreiseanträge ge­nehmigt worden, knapp 1.500 Menschen kommen demnach nach Deutschland.

Die Bundesregierung hat ein Maßnahmenpaket mit zahlreichen Akteuren der Branche vereinbart, um zu mehr dringend gesuchten Fachkräften zu kommen. Neben besseren Arbeitsbedingungen und mehr Ausbildung im Inland soll auch die Rekrutierung aus dem Ausland erleichtert werden.

Hohe Vakanzzeiten in der Altenpflege

In der Alten- und Krankenpflege arbeiten rund 1,6 Millionen Menschen, fast 40.000 Stell­en sind aber unbesetzt – und der Bedarf wächst vor allem in der Altenpflege, wie jetzt auch eine Analyse der Bundes­agentur für Arbeit (BA) zu Fachkräfteeng­päss­en zeigt.

Demnach sind Altenpflegekräfte nach Klempnern, Sanitärinstallateuren, Heizungs- und Klimatechnikern die zweitbegehrteste Berufsgruppe in Deutschland – zumindest aus Ar­beitgebersicht. In kaum einer anderen Branche dauert es so lange, freie Stellen zu beset­zen: Für Altenpflege­kräfte beträgt die durchschnittliche Vakanzzeit 199 Tage (Klempner u.a.: 200 Tage).

Abgesehen vom Lehrlings- und Auszubildendenmangel fehlen auch Anwärter mit abge­schlossener Berufsausbildung. Bei Klempnern, Sanitär, Heizung und Klima haben im Schnitt 46 Arbeitslose die Wahl unter 100 freien Stellen. In der Altenpflege ist dieses Verhältnis noch ungünstiger für die Arbeitgeber: 27 zu 100.

Insgesamt dokumentiert die Bundesagentur 30 Berufsgruppen, in denen besonders viele Fachkräfte fehlen. In absoluten Zahlen gab es mit 63.000 offenen Stellen den größten Mangel bei den fertigungstechnischen Berufen, dazu zählen unter anderem Industrieme­chaniker und Feinwerkmechaniker. An zweiter Stelle folgten die Gesundheitsberufe mit 61.000 Stellenangeboten.

Auch Ärzte werden allmählich zum knappen Gut, und zwar sowohl niedergelassene Haus­ärzte als auch Krankenhausmediziner. Ende Juli waren laut BA 2.539 freie Ärztestellen ge­meldet, ein Anstieg von knapp 15 Prozent seit 2014. Hinzu kommen die fehlenden Haus­ärzte, die in der BA-Statistik nicht auftauchen. 2017 waren nach Angaben der Kassenärzt­li­chen Bundesvereinigung (KBV) 2.600 freie Hausarztpraxen gemeldet.

Da das Durchschnittsalter der niedergelassenen Ärzte laut KBV bei über 54 Jahren liegt –und gut ein Fünftel bereits den 60. Geburtstag hinter sich hat – fürchten Fachleute vor allem auf dem Land wachsende Probleme in der medizinischen Versorgung.

Die Zahlen der Bundesagentur dokumentieren nicht den gesamten deutschen Arbeits­markt, da nicht alle Firmen sämtliche offenen Stellen bei ihrer örtlichen Arbeitsagentur melden. © dpa/aerzteblatt.de