Ärzteschaft

Dienstag, 26. Mai 2020

Berlin – Innovative ambulante Versorgung findet in Deutschland in vielen kleinen Projek­ten statt. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat nun solche An­sätze zu­sammengetragen. Sie könnten im Fall einer zweiten COVID-19-Welle gebündelt einseh­bar und schnell umsetzbar sein, teilte das Institut heute mit.

Die neuen Versorgungskonzepte könnten „durch die Vertragsärzte schnell reaktiviert wer­den, sollte es zu lokalen Ausbrüchen oder einer zweiten Ansteckungswelle kommen“, sag­te der Zi-Vorstandsvorsitzende Dominik von Stillfried.

Auf der neuen Webseite www.kv-innovationsscout.de werden ausgewählte bestehende re­gionale Projekte beschrieben, die die ambulante Versorgung sichern oder ergänzen. Thematisch sind neben den Fokusthemen „Notfallversorgung“, „Sicherstellung“ und „Digi­talisierung“ auch die Bereiche „Nachwuchsförderung“, „Vernetzung“ und „ländliche Versor­gung“ zu finden.

Um Patienten mit COVID-19-Verdacht bestmöglich zu versorgen, benötigt es einer guten Steuerung. Dafür haben die Bundesländer inzwischen viele unterschiedliche Schritte un­ternommen. Eine Übersicht, wo was verändert wurde, ist ebenfalls auf der Webseite zu­sammengetragen.

Die KV Baden-Württemberg hat beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Koordinie­rungs­stelle Telemedizin Baden-Württemberg eine Coronalandkarte online gestellt. Sie soll bei der Steuerung von COVID-19-Patienten und entsprechenden Verdachtsfällen un­terstützen. Um sie nutzen zu können, benötigt es Zugangsdaten zum Mitgliederportal der KV.

Eine Übersicht der verschiedenen Anlaufstellen gibt es auch ohne Zugangsbeschränkung für alle Bürger. Es soll jedoch dort weiterhin zuerst angerufen werden um unangekün­digte Besuche zu vermeiden.

Auch einige bereits länger erprobte Modelle werden vom Innovationsscout gezeigt. So betreibt zum Beispiel die KV Hessen seit 2018 den Medibus, eine mobile Hausarztpraxis. An Bord sind ein Allgemeinmediziner sowie ein bis zwei medizinische Fachangestellte. Der Bus hält montags bis donnerstags in fünf Gemeinden Nordhessens, um gesetzlich Versicherte zu versorgen.

Der Telerucksack der KV Niedersachsen wiederum ist unter anderem mit einem Tablet-PC, einem mobilen EKG und einem Blutdruckmessgerät ausgestattet. Zum Einsatz kommt er bei Hausbesuchen, die eine speziell geschulte Medizinische Fachangestellte durchführt. Bei Bedarf kann die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt per Videokonferenz zugeschaltet werden.

Die ambulante Versorgung habe „einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung einer Überflu­tung der stationären Versorgung geleistet“, sagte Zi-Vorstandsvorsitzender Stillfried. „Un­sere neue Website zeigt, wie facetten- und ideenreich die ambulante Versorgung in Deutschland ist“, erklärte er weiter. Manche der Konzepte könnten auch im Fall einer möglichen zweiten Infektionswelle eine wichtige Rolle spielen. © jff/aerzteblatt.de