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Dienstag, 16. Juli 2019

Mannheim – Wissenschaftler um Sabine Vollstädt-Klein vom Zentralinstitut für Seeli­sche Gesundheit (ZI) in Mannheim untersuchen, ob sich Schach als ergänzendes Therapieangebot bei suchtkranken Patienten positiv auf die Behandlung auswirkt und zu messbaren Veränderungen im Gehirn führt.

„Das schachbasierte kognitive Training ist gerade für suchtabhängige Patienten inter­essant, da vermutlich genau die Gehirnbereiche gestärkt werden, die bei Abhängig­keits­erkrankungen stark beeinträchtigt sind“, erläutert die Wissenschaftlerin.

Das schachbasierte kognitive Training unterscheidet sich von einer klassischen Schachpartie: Es findet im Rahmen einer Gruppentherapie statt. Die Therapeuten arbeiten mit einem Demobrett, auf dem Schachpositionen zu sehen sind. Im Laufe einer Sitzung wird jeder Patient gebeten, eine Aufgabe am Demo-Brett zu lösen.

„Dazu müssen die Teilnehmenden keine guten Schachspieler sein. Sie lernen aber im Laufe des Trainings mehr über das Spiel und mögliche Spielzüge“, hieß es aus Mann­heim. Die Therapie soll bei Suchtkranken Gehirnregionen stärken, die für Entschei­dungsfindung und Kontrolle wichtig sind. Die Forscher hoffen, dass sich durch das Training die Rückfallquote bei Suchtpatienten vermindern lässt.

Schachbasiertes kognitives Training hat laut Vollstädt-Klein zudem den Vorteil, dass es oft als weniger langweilig empfunden wird als andere kognitive Trainings. Zudem könnten Patienten nach einer Therapie das Spiel in ihrer Freizeit weiter betreiben, was soziale Kontakte fördern könne.

Vollstädt-Klein ist aktive Schach-Turnierspielerin und Gründungsmitglied der Inter­nati­o­nal Society for Applied Chess (ISAC), welche die Anwendung von Schach zum Bei­spiel in der Psychotherapie, der Rehabilitation von Patienten und bei der Arbeit mit Flüchtlingen oder autistischen Kindern unterstützt. © hil/aerzteblatt.de