Politik

Freitag, 3. April 2020

Andreas Westerfellhaus. /dpa

Köln − Der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, hat das strikte Besuchsverbot in Alten- und Pflegeeinrichtungen während der Coronakrise ver­teidigt. Westerfellhaus plädierte aber im Deutschlandfunk dafür, bei der Umsetzung die­ses Ver­bots Augenmaß und Menschlichkeit walten zu lassen.

Sterbende dürften in ihren letzten Lebensstunden nicht alleine gelassen werden. Ange­hö­rige sollten daher die Möglichkeit bekommen, ihnen die Hand zu halten und sie zu begleiten.

Westerfellhaus sagte, ein Besuchsverbot sei der beste Weg, die Bewohner und das Per­so­nal vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, zumal man das Risiko einer Übertragung nicht vollständig beseitigen könne. In den Heimen lebten viele Menschen, die nicht nur alt seien, sondern auch viele Vorerkrankungen hätten.

Er machte aber darauf aufmerksam, dass fast 14.000 stationären Pflegeeinrichtungen und damit der größte Teil in Deutschland derzeit nicht vom Coronavirus betroffen seien. Dies sei ein Ergebnis von gut durchdachten Schutzmaßnahmen.

Dass es in Pflegeheimen zu Infektionsketten kommen könne, sei aber nicht auszuschlie­ßen. In den vergangenen Tagen waren in mehreren Pflege- und Seniorenheimen vor allem in Bayern und Niedersachsen etliche Bewohner gestorben, die sich mit dem Coro­navirus angesteckt hatten.

Westerfellhaus äußerte zugleich die Befürchtung, dass Pflegekräfte aus Osteuropa über Ostern in ihre Heimatländer fahren und anschließend nicht nach Deutschland zurückkeh­ren.

Rechtlich gebe es zwar Verträge mit Nachbarstaaten wie Polen, nach denen die, die einen Arbeitsvertrag in Deutschland hätten, zurückkehren könnten und an den Grenzen auch durchgelassen werden. Er rechne aber damit, dass manche der Pflegekräfte aus Angst zu Hause blieben.

Man beobachte die Situation „sehr, sehr, sehr genau“ und schaue dann, wie in der häus­lichen Pflege Entlastung geschaffen werden könne, fügte der Pflegebevollmächtigte hinzu.

Entscheidungen müssten jedoch individuell vor Ort in den Ländern und Kommunen getroffen werden. Der Verband für häusliche Betreuung und Pflege (VHBP) hatte bereits gewarnt, dass nach Ostern bis zu 200.000 Betreuungskräfte aus Osteuropa fehlen könnten. © kna/aerzteblatt.de