Ärzteschaft

Mittwoch, 24. Juni 2020

Berlin – Videokonsultationen in der Psychotherapie sind sinnvoll. Diese Auffassung ver­tritt die Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychothera­pie (DGPM). Die Fachgesellschaft verweist in diesem Zusammenhang auf eine bereits 2016 gestartete Untersuchung.

„Damals stellte sich die Frage, ob Videokonsultationen dazu beitragen können, die Brei­ten­versorgung von Patienten mit psychischen Erkrankungen zu verbessern“, erläuterte Mar­kus Haun von der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Psychosomatik des Uni­versitätsklinikums Heidelberg, der das Projekt namens „Provide“ leitet.

Im Rahmen des Projekts erhalten Patienten, die wegen Depressionen oder Angststörun­gen ihren Hausarzt aufsuchen, das Angebot, die psychotherapeutische Behandlung in der vertrauten Hausarztpraxis wahrzunehmen – durch Zuschaltung eines mit der Praxis ko­operierenden Therapeuten. So soll ein niederschwelliges Angebot geschaffen werden, das dem Patienten zusätzliche Wege und die Umstellung auf fremde Räumlichkeiten erspart.

In studienbegleitenden Interviews gaben die befragten Patienten laut der DGPM an, die therapeutische Beziehung sei positiv und hilfreich. Auch die Therapeuten sahen die Vi­deo­konsultationen als praxistauglich und gut durchführbar an, jedoch auch als anstren­gender als den Kontakt von Angesicht zu Angesicht.

„Trotz anfänglicher Skepsis hatten die drei Studientherapeuten letztlich keine Probleme damit, eine tragfähige therapeutische Beziehung mit ihren Patienten aufzubauen“, resü­miert Haun. Auch für viele Patienten habe die räumliche Distanz bereits nach kurzer Zeit keine Rolle mehr gespielt.

Laut der DGPM ist die größte Schwierigkeit bei der Online-Therapie technischer Natur: Übereinstimmend empfanden Patienten wie Therapeuten Störungen der Bild- und Ton­übertragung als wesentlichen Nachteil – die Stabilität der Internetverbindung sei daher auch Gegenstand der meisten Verbesserungsvorschläge. © hil/aerzteblatt.de